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August 8, 2022

Yachtcharter Karibik: von Anguilla bis Dominica

Das Revier der Leeward Islands bietet so viel Karibik-Vielfalt wie kaum ein anderes: Französische, britische und hollĂ€ndische Kolonien sorgen fĂŒr Abwechslung

ANREISE

Wichtigste FlughĂ€fen des Reviers sind St. Martin und Guadeloupe. Ersteres wird von KLM und Air France gleichermaßen angeflogen, da die Insel aus einem französischen und niederlĂ€ndischen Teil besteht. Attraktiv fĂŒr FlĂŒge mit Air France nach St. Martin ist, dass diese wegen des Flughafens im niederlĂ€ndischen Teil als AuslandsflĂŒge gelten. Das bedeutet, dass deutsche Reisende in Paris den Flughafen nicht wechseln mĂŒssen, sie kommen in Paris Charles de Gaulle aus Deutschland an und steigen dort um. FĂŒr die Alternative nach Guadeloupe gilt dies nicht, da dies nach französischer Definition ein Inlandsflug ist. Daher muss man vom Airport Charles de Gaulle nach Orly wechseln, ein Transfer mitten durchs Herz von Paris, der etwa 60 Minuten dauert, je nach Verkehr. KLM fliegt ĂŒber Amsterdam, da existiert das Problem nicht.


 Bis vor Kurzem gab es noch DirektflĂŒge von Deutschland nach Antigua, diese sind 2020 aber gestrichen worden, insofern ist dies zurzeit also keine Alternative. Es mag aber lohnen, jeweils bei den Agenturen nachzufragen, ob es wieder eine Verbindung dorthin gibt, denn Antigua ist als Starthafen ohne Frage sehr attraktiv.

CHARTER

Es gibt drei Flottenschwerpunkte: Der französische und niederlĂ€ndische Teil von St. Martin (niederlĂ€ndisch Sint Maarten), Guadeloupe und Antigua. Auf St. Martin gibt es diverse AusgangshĂ€fen: Marigot Bay im nordwestlichen niederlĂ€ndischen Teil, die Anse Marcel im Norden oder Oyster Point im Osten. Auf Guadeloupe konzentrieren sich die Charterflotten um die große Bucht von Point-Ă -Pitre herum. Auf Antigua befinden sich die Basen in English Harbour.

WIND & WETTER

Beste Reisezeit ist vom Ende der Hurrikan-Saison Ende November bis April. In dieser Zeit weht ein recht konstanter Passat aus Nordost bis Ost, meist mit 12 bis 25 Knoten. Bis Mitte Dezember ist die Wetterlage etwas instabiler als wĂ€hrend der restlichen Segelsaison. Im April tendenziell etwas weniger Wind. Die Richtung des Passats ist fĂŒr die Leewards gĂŒnstig, gen SĂŒden geht es oft mit raumen Winden, zurĂŒck ist es im Idealfall ein Anlieger. An den Leeseiten der hohen, bergigen Inseln wie Guadeloupe oder Dominica ist es oft windstiller, und die Windrichtung variiert stĂ€rker.

Immer rechnen mĂŒssen Crews in tropischen Revieren mit aufziehenden krĂ€ftigen, aber meist kurzen Schauern oder Gewittern, die dann auch entsprechend Böen mit sich bringen.

Wetterberichte holen sich die meisten Crews ĂŒber die ĂŒblichen Smartphone-Apps wie Windy oder Windfinder Pro . In den französischen Revieren ist man im EU-Roaming. Vor anderen Inseln kann es teurer werden, viele Crews nutzen dann WiFi-Netze in Bars oder Restaurants.

Die Hurrikan-Saison geht offiziell von 1. Juni bis 30. November.

NAVIGATION & SEEMANNSCHAFT

Wer in den Leewards von Insel zu Insel segelt, muss lĂ€ngere Offshore-Passagen dazwischen im Passat absolvieren, die auch mal Seegang und mehr Wind mit sich bringen. An den Leeseiten ist der Wind schwĂ€cher und unsteter, dafĂŒr liegen dort aber oft die HĂ€fen und Buchten. Das gilt besonders fĂŒr St. Martin, St. Barth, Guadeloupe und Dominica.

Viele der Inseln sind eigenstĂ€ndig, was stetiges Ein- und Ausklarieren nötig macht. Das ist mal komfortabel, wie etwa im französischen Teil, wo es gute rechnergestĂŒtzte PC-Systeme gibt, in denen die meisten Charterschiffe bereits zu finden sind und wo der Skipper das ganze Prozedere selbst abwickeln kann. Wichtig ist neben den Bootspapieren, immer eine Crewliste und Ausweispapiere der Crew dabeizuhaben. FĂŒr kurze, eintĂ€gige Stopps kann meist mit nur einem Behördengang ein- und, quasi im Voraus, gleich ausklariert werden. Die Rechner fĂŒr solche Grenzwechsel stehen auch manchmal nur in Marinas (z. B. Marigot Bay St. Martin) oder Shops (z. B. Deshaies auf Guadeloupe). Am besten aktuell vor Ort nach der Verfahrensweise fragen, denn zum Teil schließen die BĂŒros, auch von Beamten, schon um 17 oder gar um 16 Uhr.

FĂŒr die Insel Montserrat mit ihrem sehr aktiven Vulkan gelten BeschrĂ€nkungen mit Sperrgebieten, je nach dessen AktivitĂ€t, die vor dem Törn erfragt werden mĂŒssen. Zudem gibt es seitens der Vercharterer teils Revier-BeschrĂ€nkungen, etwa fĂŒr den Nordostteil von Antigua. Manche Flottenbetreiber verbieten aus VersicherungsgrĂŒnden, dessen komplizierte riffgesĂ€umte Buchten anzulaufen. Das gilt auch fĂŒr Teile von Barbuda, fĂŒr dessen sehr flachen, verĂ€nderliche GewĂ€sser die Seekarten zudem nicht sehr zuverlĂ€ssig sind.

Bei der Ansteuerung von HĂ€fen und Fahrwassern muss beachtet werden, dass in der Karibik das Lateralsystem zur Kennzeichnung umgekehrt zum europĂ€ischen ist (IALA-B): Von See ins Fahrwasser einlaufend finden sich an der Steuerbordseite rote Tonnen statt grĂŒner.

Bei der Anfahrt an die AnkerplĂ€tze mĂŒssen sich Crews wegen der Riff-Köpfe auf die sogenannte „Eyeball-Navigation“, also die Ansteuerung nach Sicht, verlassen. Die funktioniert nach der Wasserfarbe. Tiefes Wasser ist blau, grĂŒnes oder tĂŒrkises Wasser etwa fĂŒnf bis acht Meter tief, braunes und graues Wasser deutet auf Steine oder Korallenköpfe hin.

Die meisten Charterfirmen verbieten Kunden das Segeln im Dunklen. Man sollte also zusehen, dass man bis etwa vier oder spĂ€testens fĂŒnf Uhr den Hafen oder Ankerplatz erreicht hat. Ausnahmen sind auf Anfrage machbar, doch oft darf man dann nur draußen zwischen den Inseln segeln. Nachts gilt es zumeist, einen Bannkreis um die Inseln einzuhalten, teils betrĂ€gt er an die zehn Seemeilen.

HÄFEN & ANKERPLÄTZE

Das weitlĂ€ufige Revier zwischen Anguilla im Norden und Dominica im SĂŒden bietet einen reichhaltigen Mix aus schönen und auch sicheren AnkerplĂ€tzen und guten HĂ€fen. Auf den französischen Inseln ist die Marina-Infrastruktur dichter und professioneller, das gilt auch fĂŒr Antigua. Auf den kleineren Inseln, besonders im Westen auf St. Kitts und Nevis, aber auch Anguilla und Barbuda sowie Dominica gibt es dagegen oft nur einfache Anleger.

Gute AnkerplĂ€tze liegen oft auf den Leeseiten der Inseln, die dem Passat ausgesetzten Nordostseiten sind oft zu unruhig. Auch an Nord und SĂŒdseiten steht manchmal Schwell in die Buchten, je nach Gegebenheiten mĂŒssen Crews sorgfĂ€ltig auswĂ€hlen. Das ist auch einer der GrĂŒnde, warum so viele Kats im Revier unterwegs sind: Da viel geankert wird, liegen diese Boote naturgemĂ€ĂŸ ruhiger. Es gibt sowohl Buchten, in denen völlig frei geankert werden kann, als auch eine ganze Reihe, in denen kostenpflichtige Bojenfelder liegen, etwa auf St. Barth, Guadeloupe, Les Saintes und anderen.

Das Liegegeld wird in der Regel abends von einem Marinero im Boot kassiert. Sind die Bojen alle besetzt, wird allerdings auch neben den Bojenfeldern geankert, nur in einigen Nationalparkgebieten ist dies ausdrĂŒcklich verboten. Oft sind es SandgrĂŒnde, die guten Halt bieten. Riffe mĂŒssen Crews selbstverstĂ€ndlich aus UmweltschutzgrĂŒnden meiden.

LITERATUR & SEEKARTEN

RevierfĂŒhrer: Auf vielen Charteryachten finden sich die sehr praxisgerechten BĂŒcher der Serie „The Cruising Guide“, es gibt einen Band „Leewards“ fĂŒr den Nord- und einen fĂŒr den SĂŒdteil, je 35 Euro (nur auf Englisch). Vom französischen Verlag Bloq Maritim gibt es den Band „Petites Antilles“ (französisch mit englischen Zusatztexten, 39 Euro).

Seekarten: Als Satz fĂŒr das ganze Revier gibt es vom NV-Verlag das Paket Leeward Islands fĂŒr 89,90 Euro. Beim Kauf ist die Nutzung des Kartensatzes fĂŒr die Navi-App vom NV-Verlag mit enthalten. Der britische Verlag Imray bietet einen Übersegler und einzelne Karten fĂŒr jede grĂ¶ĂŸere Insel (je 23,50 Euro).

Es gibt kaum ein Karibik-Revier das so große Vielfalt und Abwechslung bietet wie die Leeward Islands. Da sind die  französisch geprĂ€gten Inseln, die eine angenehme Mischung aus europĂ€ischer Infrastruktur und karibischem Lifestyle kombinieren: Gute Marinas, BĂ€ckereien mit Baguettes und Croissants auf Pariser Niveau, Top-Restaurants mit WeinkĂŒhlschrĂ€nken, dabei zugleich die karibische Lebensart. Beach-Bars, bunte HolzhĂ€uschen und traumhafte, palmengesĂ€umte StrĂ€nde. Guadeloupe, die Iles de Saint, St. Barth oder der französische Teil von St. Martin sind solche PlĂ€tze.

Dagegen gibt es Großbritannien (Anguilla) oder den Niederlanden (Saba oder der niederlĂ€ndische Teil der Insel Sint Maarten) gehörende Inseln – mit anderer Landessprache, weniger europĂ€ischem Einfluss und stĂ€rker karibisch geprĂ€gtem Erscheinungsbild. Wer will, kann auf einem Törn es sozusagen oder drei oder gar vier NationalitĂ€ten zu tun bekommen und koloniale Vergangenheit sehen und spĂŒren. Eines der Top-Ziele in dieser Richtung ist ohne Frage English Harbour auf Antigua. Der alte FlottenstĂŒtzpunkt rund um Nelsons Dockyard gehört zu den schönsten NaturhĂ€fen und Landspots in der ganzen Karibik. Wer einmal dort war und dann auch die legendĂ€re Steelband und Reggae-Party (immer sonntags) oben auf dem Berg Shirley Heights erlebt hat, dĂŒrfte dem Revier mit Haut und Haaren verfallen sein. Der Blick von oben ĂŒber den Naturhafen und die Bucht ist zudem sensationell.

Die Inseln bieten auch andere Eigenheiten, wie etwa die Rum-Produktion, die vor allem auf einigen französischen Inseln wie Guadeloupe oder Marie Galante bis heute weit verbreitet ist und wirklich gute Ware hervorbringt. Einziger Nachteil im Revier ist, dass die vielen NationalitĂ€ten auch hĂ€ufiges Ein- und Ausklarieren verlangen – was Crews, die sonst nur in den BVIs unterwegs sind, nicht kennen.

Etwas Besonderes sind auch die beiden sehr bergigen und von dichtem GrĂŒn bewachsenen Inseln Guadeloupe und Dominica. Wer einmal eine Tour durch tropischen Wald mit WasserfĂ€llen und steilen Gipfeln machen will, ist hier richtig.

Seglerisch geht es anders zu als in den BVIs: Zwischen den Inseln segelt man auch mal etwas lĂ€ngere SchlĂ€ge, dabei weht der Nordostpassat stabil. Windrichtung und Lage der Inseln ergĂ€nzen sich ziemlich gĂŒnstig, oft geht es gen SĂŒden mit raumen Wind, zurĂŒck reicht dann mit etwas GlĂŒck ein Anliegerkurs. Ein gutes Revier fĂŒr Crews, die auch einmal einen lĂ€ngeren Schlag im offenen Atlantik machen wollen. Die meisten Crews, die hier segeln, kommen 14 Tage, doch selbst in zwei Wochen ist nicht das ganze Revier zu schaffen. Die Charterer segeln entweder von St. Martin sĂŒdwĂ€rts bis maximal Antigua, die anderen starten im SĂŒden ab Guadeloupe und kommen Ă€hnlich weit. Grund genug also, um das Revier zweimal aufzusuchen.

 

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